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Andrea Grohn: Schulbücher und Kiez-Krimis

Grohnsche Buchhandlung auf der Roten Insel

„Ich brauch ’ne Empfehlung für einen Geburtstag, möglichst schnell, weil ich sowieso schon zu spät komme…“, „Hier hab ich ein Foto auf’m Smartphone von einem Arbeitsheft, das brauche ich schnell!“, „Uns fehlt noch Mathe für die Havelland, 2. Klasse.“, „Hallo! Ich schieb‘ gleich mal durch in die Kinderbuchabteilung…“

In der Grohnschen Buchhandlung auf der Roten Insel, Kolonnenstraße 52, geben sich die Kunden die Klinke in die Hand. Jetzt geht die Schule wieder los. „Wir beliefern die ganze Stadt mit Schulbüchern“, erklärt Andrea Grohn, und ihre Mitarbeiterin Michaela Roll-Witt ergänzt: „Von Lichtenrade bis Reinickendorf.“

Vor zehn Jahren „über’n Damm gemacht“

1995 übernahm Andrea Grohn den damaligen Buchladen gegenüber und machte 2005 mit Michaela Roll-Witt „über’n Damm“ auf die andere Straßenseite in den jetzigen Laden. „Nächstes Jahr feiern wir zehn Jahre hier auf dieser Seite der Kolonnenstraße und 20 Jahre insgesamt!“ Beide kennen also den Kiez in- und auswendig. Und natürlich auch die Bioinsel Schöneberg – damals noch als Inselladen in der Leberstraße: „Seit Seifen-Zeiten kenne ich die Inhaberin Anne Weis. Heute ist der Laden schön modernisiert, super sortiert. Ich kaufe sehr gerne bei Anne ein. Da gibt es alles, was du brauchst.“

17 Kilo Schulbücher und mehr…

Andrea Grohn und ihre Mitarbeiterin mögen das Schulbuchthema. „Wir haben uns in diesem Segment eine kleine Kompetenz in Berlin erworben“, stapelt Andrea tief – während die angelieferten Bücherberge eher bis unter die Decke ragen. Gleich kommen 12 Kisten à 17 Kilo auf Paletten, mit von der Partie 110 Diercke-Atlanten, 5. Klasse, € 31,95, mit dem wird immer noch in den Schulen gearbeitet. Andrea liefert alles mit ihrem Auto aus: Die Mathematikbücher für die Grundschule in Reinickendorf ebenso wie Informatikbücher und Atlanten für das Oberstufenzentrum Charlottenburg.

Vermittler in Sachen Bürokratie

Die Buchhändlerinnen verstehen sich als Anlauf- und Vermittlungsstelle – auch für nichtdeutschsprachige Eltern, die vielleicht mit den bürokratischen Anforderungen der Schule nicht ganz klar kommen. „Wir bemühen uns die Schwelle niedrig zu halten und zu unterstützen, damit alle an ihre Bücher kommen.“

Der Aufwand, bevor die SchülerInnen ihre gewünschten Bücher in Händen halten, ist groß: Jeder Lehrer, jede Klassenstufe, jede Schule, jedes Bundesland verwendet andere Bücher und Arbeitshefte. Was und wie müssen Eltern bestellen, bezahlen, an wen und wann? Lehrmittelfonds, Bezirksämter, Senatsstellen – viele sind involviert. Der Vorteil der anteiligen Bezahlung: Die Eltern sehen, welche Schätze ihre Kinder zur Verfügung haben.

Blind Date und Herbstmessen

Der Schulanfang im Sommer ist das eine saisonale Geschäft. Es folgen im Herbst die Neuerscheinungen zur Buchmesse Frankfurt, dazu Lesungen, wie gerade z.B. eine sehr gut besuchte mit dem Dichter Lutz Seiler und seinem neuen Buch „Kruso“ (Foto v. l: Michaela Roll-Witt, Lutz Seiler, Andrea Grohn). Aber auch andere Lesungen sind gut besucht, etwa wenn Oliver G. Wachlin liest. Der bekannte Krimi-Autor lebt nämlich auf der Roten Insel, und jeder neue Band aus seiner Berlinreihe ist heiß begehrt. Oder Radio-Moderator Volker Wieprecht (am 12.11.14) mit seinem Buch: „Zwischen Kreisel und Kleistpark“, wobei die Rote Insel ja auch irgendwo dazwischen liegt.

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Gütesiegel für Kinder- und Jugendbücher

Im November/Dezember folgt dann das Weihnachtsgeschäft. „Es werden sehr gerne Bücher geschenkt“, weiß Michaela, „gute Kinderbücher sind trotz Playstation und Internet immer noch der Renner.“ Und da ist die Grohnsche Buchhandlung derart gut sortiert, dass sie mit einem Gütesiegel vom Börsenverein des deutschen Buchhandels prämiert ist. Das Angebot reicht von Rotraut S. Berners Wimmelbüchern über Kästners Klassikern bis zu amerikanischen Bestsellern wie Gregs Tagebücher, „Suchtstoff für junge, männliche Leser, bei denen ,Papier lesen‘ als uncool galt.“ Und wie aufs Stichwort kommt ein Grüppchen Jungs in den Laden, observiert lässig das Angebot, registriert Gregs Tagebücher, von denen jetzt die Nr. 9 erwartet wird – und rückt wieder ab. „Ich wette,“ so Michaela, „morgen kommt einer der Jungs alleine wieder und kauft ein Buch.“

Dicke Bücher dank Harry Potter

Und was sind sonst noch die Renner für das junge Publikum? Michaela: „Der Harry-Potter-Wahn hat u.a. dazu geführt, dass vor allem dicke Bücher über Zauberer und Mittelalter in mindestens drei Bänden angesagt sind, Fantasy-Wälzer, wie die Panem- oder Meto-Trilogie. Diese ,all age Titel von 8 bis 88‘ muss man aber nicht lesen,“ meint die gelernte Buchhändlerin, ansonsten liest sie alle Kinderbücher auch selbst. „Es gibt so viele wunderbare Jugendbücher, da kann man in der Grohnschen Buchhandlung viel stöbern und entdecken – im Laden wie auch im Internet-Shop.“

Angesagte Lieblingsbücher

der Buchhandlung und ihrer Kunden sind dieses Jahr beispielsweise „Americanah“ von der nigerianischen Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie, oder „Vor dem Fest“ von Saša Stanišić. Auch Berlin-Bücher finden auf der Roten Insel großes Interesse, so die Krimireihe von Volker Kutscher, die im Berlin von 1910 bis 1929 spielt.

„Und dann“, schmunzelt Andrea Grohn, „gibt es da auch noch Anne Weis‘ und mein Lieblingskochbuch von Yotam Ottolenghi. Da haben wir denselben guten Geschmack!“

Von Anke Kuckuck

www.grohnschebuchhandlung.de

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